Barrierefreie Wohnung und Wohnraumanpassung

Für einen ideal zugänglichen Wohnraum gibt es viele Empfehlungen. Interessant sind nicht nur deutsche Bauvorschriften sondern auch die aus anderen Ländern. Schweden gilt bei der Inklusion von Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen als Musterbeispiel.

Hier sind einige Auszüge und Vorschläge aus schwedischen Bauvorschriften für die barrierefreie Wohnung. Mit diesen Vorschlägen gelingt ein barrierefreier Umbau.

Zugang zum Parkplatz

Es sollte möglich sein, mit dem Auto maximal 25 – noch besser 10 Meter – vom Eingang der Wohnung entfernt einzusteigen. Am besten gibt es auch rollstuhlgerechte Parkplätze in gleicher Entfernung. Von dort und von der Straße sollte es einen Gehweg zum Eingang der Wohnungen geben, der auch mit dem Rollstuhl, Rollator oder Kinderwagen erreichbar ist.

Der Weg muss breit genug (1,5 Meter) und gut beleuchtet sein. Die Beleuchtung sollte automatisch oder zeitgesteuert sein. Wenn es Niveauunterschiede gibt, müssen sie mit einer Rampe mit einer Neigung von nicht mehr als 8% überwunden werden. Eine durchgehende Rampenstrecke sollte keinen höheren Höhenunterschied als 0,5 Meter aufweisen – ergibt eine Rahmenlänge von 6 Metern. Wenn der Höhenunterschied höher ist, sollten Absätze als Pausen zwischen mehreren Rampen verwendet werden. Die Terrassen auf dem Gelände sollten auch für Rollstuhlfahrer / Fußgänger / Kinderwagen usw. zugänglich sein. Bordsteinkanten und einzelne Stufen können Sie mit einer Stufenrampe überwinden.

Der Parkplatz sollte für eine Person mit Rollstuhl mindestens 3,5 Meter breit sein. Dabei werden 2 Meter für die Fahrzeugbreite und 1,5 Meter für den Rollstuhlfahrer angesetzt. Für barrerefreies Wohnen und die tägliche Nutzung sollten lieber 5 Meter als Breite für den Parkplatz der Wohnung angesetzt werden.

Zugang zum Haus

Eingänge zu Wohngebäuden und Anbauten müssen so gemacht und platziert werden, dass sie leicht zu erkennen, zugänglich und einfach zu bedienen sind. Griffe und Schlösser sollten so platziert und gestaltet sein, dass sie leicht zu erkennen sind und dass sie bequem von einem Rollstuhl oder einer Gehhilfe aus bedient werden können. Bei manchen Türen kann ein automatischer Türöffner hilfreich sein. Damit der Zugang zur Wohnung barrierefrei möglich ist, sollte der Weg frei sein. Wenn jemand auf einen Rollstuhl angewiesen ist und vor der Eingangstür eine kleine Treppe überwunden werden muss, kann sich eine Auffahrschiene oder Alurampe lohnen.

Bei normalen Außenabmessungen des Rahmens, d.h. 100 cm Türbreite, ist genug Platz für genormte Elektrorollstühle. Hier sollten mindestens 90 cm Platz sein, wenn die Tür um 90 Grad geöffnet wird. Auf beiden Seiten der Tür sollte auch genügend Platz vorhanden sein, damit man mit einem Rollstuhl herumschwenken und bequem auf Türgriff erreichen und somit die Tür öffnen und schließen kann. Bei einer behindertengerechten Wohnung werden mindestens 76 cm benötigt, wenn sie mit einem handgetriebenen Rollstuhl betreten werden soll.

Keine Türschwellen in der Wohnung

Die Türöffnungen sollten ohne Niveaudifferenzen ausgelegt sein. Eine mögliche Schwelle sollte jedoch so niedrig wie möglich und schrittweise sein, damit ist und das Stolperrisiko minimiert wird. Eine Schwelle sollte dabei maximal 1,5 Zentimeter hoch sein.

Eingangsbereich großzügig und barrierefrei gestalten

Im Inneren sollte ein Eingangsbereich vorhanden sein, der genug Platz für Oberbekleidung und Schuhe bietet. Ideal ist, wenn diese einfach erreichbar sind. Vorzugsweise sollte es auch Platz zum Sitzen oder Platzieren des Rollstuhls oder der Gehhilfe geben.

Rollstuhlrampen für jeden Einsatzbereich

Bei so vielen verschiedenen Hindernissen, die schon auf dem Weg in die Wohnung überwunden werden müssen, ist es sinnvoll, genau zu prüfen, welche Rampe notwendig werden könnte. Dafür gibt es den Rampenberater.

Innenräume und Übergänge

Mindestens eine Tür zu jedem Raum, Balkon und Terrasse muss den Durchgang mit dem Rollstuhl ermöglichen. Es sollte genügend Platz vorhanden sein, um die Türen vom Rollstuhl aus zu öffnen und zu schließen.

Wenn die die Innentür mindestens 90 Zentimeter breit ist, passt ein elektrischer Rollstuhl hindurch. Wenn die Tür mindestens 76 Zentimeter breit ist, passen manuelle Rollstühle hindurch. Türschwellen sollten maximal 1,5 Zentimeter hoch sein. Ansonsten sollte für barrierefreies Wohnen auch hier eine Türschwellenrampe in Erwägung gezogen werden.

Flure und Gänge müssen breit genug sein, um einen Rollstuhl in Richtung einer Tür drehen zu können. Der Durchmesser des Drehraums beträgt 130 Zentimeter. Um bequem Türen öffnen zu können, muss ein Durchgang / Korridor mit 120 Zentimeter Breite vorhanden sein.

Grundsätzlich sollte eine Wohnung mit Räumen Küche, Wohnzimmer, Schlafzimmer und Essbereich so gestaltet sein, dass alle Bereiche für Rollstuhlfahrer problemlos zugänglich sind.

 

Behindertengerechte Küche

Die Küche ist ein Arbeitsplatz und muss funktional geplant werden, damit die Arbeit erleichtert wird. In vielen traditionellen Küchen befindet sich auch ein Essbereich. Wenn für die Rollstuhlzugänglichkeit aber mehr Platz benötigt wird, sollten Möbel wie Esstisch und Stühle aus der Küche entfernt werden.

Bei offenem Schnitt mit Küche und Wohnzimmer in einem sollte dafür gesorgt werden, dass es einfach ist, die getrennten Räume zu erreichen. Das bietet große Barrierefreiheit.

Am Markt sind bereits viele behindertengerechte Küchenarmaturen verfügbar. Zu einer musterhaften barrierefreien Küche gehören unter Anderem diese Merkmale:

Arbeitsfläche in passender Höhe. Bei Rollstuhlfahrerrn sollte die Arbeitsplatte niedriger liegen.
Bei einer Arbeitsfläche über Eck sollten die Armaturen wie Waschbecken und Herd mindestens 80 Zentimeter von den Ecken entfernt sein, damit Rollstuhlfahrer genug Platz zum Rangieren haben.
Die Durchgänge in der Küche sollten mindestens 120 Zentimeter breit sein.

Kücheninseln

Bei Kücheninseln sollte bedacht werden, dass sie mehr Platz benötigen als eine Arbeitsplatte, die an der Wand angebracht ist.

Balkon

Die Balkontür sollte breit genug sein, dass eine Person im Rollstuhl hindurchpasst. Das sollten 90 Zentimeter sein. Dazu kommt, dass Terrassen- und Balkontüren wegen der Fensterschienen oft einen großen Niveauunterschied haben. Daher ist es ratsam, hier eine Rollstuhlrampe zu installieren.

Schlafzimmer

Für ein behindertengerechtes Schlafzimmer sollte ausreichend Platz rund um das Bett eingeplant werden. Einerseits muss ein Rollstuhlfahrer rund um das Bett manövrieren können und dann sollte auch Platz vorhanden sein, damit der Rollstuhl nach dem Schlafengehen abgestellt werden kann.

Einige Merkmale für ein barrierefreies Schlafzimmer:

Mindestens 90 Zentimeter Platz zwischen Fußende vom Bett und Zimmerwand, um ein Manövrieren mit dem Rollstuhl zu ermöglichen

ggf. Griffe und Handläufe, um beim Aufstehen und Zubettgehen zu helfen

Angepasste Höhe des Bettes, um einen Übergang zu erleichtern

Wohnzimmer

Gerade das Wohnzimmer ist ein Raum, der immer mit persönlichen Gegenständen und Dekoration eingerichtet ist. Wenn jemand allerdings aufgrund eines Rollstuhls oder wegen einem unsicheren Gang mehr Platz benötigt, sollte das bei der Einrichtung des Raums berücksichtigt werden.

Auch hier sollte für Rollstuhlfahrer immer ein Durchgang von mindestens 90 Zentimetern ermöglicht werden.

Die Sitzgruppe im Wohnzimmer sollte großzügiger gestellt werden, damit z.B. Platz für einen Übergang zwischen Rollstuhl und Sofa ist.

Badezimmer

Im Badezimmer entsteht durch Barrierefreiheit und eventuelle Pflegebedürftigkeit schnell ein großer Platzbedarf. Hier einige Merkmale für ein barrierefreies Badezimmer:

  • Keine oder geringe Türschwelle für Zugänglichkeit mit Rollstuhl
  • Ebenerdige Dusche
  • Seitenklappe in der Badewanne, um ein niedrigeres Einsteigen zu ermöglichen
  • Genug Platz, damit sich auch eine zweite Person – z.B. eine Pflegekraft – im Bad bewegen kann
  • Ein Drehraum für den Rollstuhl mit einem Durchmesser von 130 Zentimetern
  • Ein Platz, wo der Rollstuhl stehen kann
  • Handläufe und Griffe, damit eine Person selbstständig vom Rollstuhl auf den Toilettensitz wechseln kann
  • Ein Duschsitz

Weitere Grundlagen für barrierefreies Wohnen

Für die ideale barrierefreie Wohnung können Sie noch viel mehr tun. Hier kommt es immer auf verschiedene Faktoren an. Ist die Wohnung ein Neubau oder eine 30 Jahre alte Bestandsimmobilie? Soll beispielsweise ein kleines Einfamilienhaus aus der Nachkriegszeit umgebaut werden, können die Herausforderungen beim Umbau enorm sein. Enge Türen müssen für Rollstuhlbenutzer verbreitert werden, ein Badezimmer muss für Pflege gerecht umgebaut werden.

Umzug in Erwägung ziehen

Bei den vielen notwendigen Maßnahmen kann sich dann die Frage lohnen, ob der Bewohner nicht lieber in eine pflegerechte Mietwohnung umziehen sollte. Der Vermieter bzw. der Eigentümer haben hier schon von vornherein auf barrierefreies Wohnen Wert gelegt.

 

Weitere Umbauten

Bei vielen Wohnformen wird ein weiterer barrierefreier Umbau möglich sein. Wenn es sich um Ihr Eigentum handelt und Sie nicht in einer Mietwohnung leben, können Sie noch viele Modifikationen auf der Wohnfläche vornehmen.

Mit diesen Umbauten können Sie den Wohnraum barrierefrei gestalten:

  • Treppenlifte
  • Handgriffe und Handläufe in Fluren
  • Fahrstühle für Rollstuhlbenutzer
  • Besondere Ausstattung in der Küche
  • Dusche ebenerdig gestalten
  • Automatischer Türantrieb

Günstige oder kostenlose Änderungen

Bevor ein Umbau der Wohnfläche notwendig wird, sollten Sie diese günstigen oder kostenlosen Anpassungen vornehmen oder in Erwägung ziehen. So können Sie die Wohnung schnell barrierefrei einrichten:

  • Möbel umstellen, Deko beseitigen
  • Haftende Matten für glatte Böden anbringen
  • Handläufe und Griffe in Bad, Gängen und Küche installieren
  • Einen Duschstuhl aufstellen
  • Automatische Nachtlichter anbringen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.